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Wer kennt Theobald Pfautz aus Rohrbach?

My ancestor Theobald(Theevia)Pfautz left Rohrbach in 1738. A surviving quote
is,"French-German-French-German.It has to be better some place else".This
site has helped me understand. They named creeks they lived on Tube or Pipe
Creek(Rohrbach in English) in Pennsylvania/Maryland,Ohio,& North Carolina.
Nice site. Danke John Fouts Adams. per eMail am 3.3.2002
foutsadams@hotmail.com

 

 

Der 11. September und die Folgen - Dossier der Besonnenheit

Selten hat ein Ereignis so viele Stellungnahmen und Reaktionen auf der ganzen
Welt ausgelöst, wie der Terroranschlag vom 11. September 2001. Und selten war es
so schwierig, ein weltpolitisches Ereignis in seiner ganzen Bedeutung zu
erfassen und zu verstehen, wie bei diesem. Aber je mehr verschiedene Standpunkte
dazu in Umlauf und zur Kenntnis gebracht werden, desto intensiver können wir zu
einem ausgewogenen Urteil finden und dieses dann auch in Gesprächen dazu nutzen,
zur Besinnung zu kommen und zur Besonnenheit zu ermahnen.
Deshalb  habe ich ein "Dossier der Besonnenheit" zusammengestellt aus Artikeln,
Kommentaren und Interviews namhafter Autoren, die eines gemeinsam haben: sie
alle rufen auf zur Besonnenheit anstatt zur Vergeltung, sie alle versuchen,
zuerst zu verstehen und dann erst zu urteilen und vor allem: nicht pauschal zu
verurteilen.
Die Auswahl ist weder vollständig noch repräsentativ, sondern sie entspricht dem
Weg meiner Recherchen, der mich in den letzten Wochen auf der Suche nach Stimmen
der Besonnenheit durch weite Strecken der Presse und des Internets führte.
Mitgeholfen haben Freunde in Deutschland und in der Welt, von denen ich
wertvolle Hinweise und ganze Texte bekommen habe und denen ich wieder Tips und
Texte zurückgeben konnte, um so das Netz der Besonnenen ein wenig enger zu
schließen. Euch allen möchte ich dafür danken!

Hier also ist meine Liste. Sie wird weiter wachsen und sich verändern.
Alle Artikel können als e-mail-Datei angefordert werden.  Bitte dazu unten die
entsprechenden Nummern eintragen und als e-mail an mich zurücksenden





1. Benjamin Barber (Amerik. Politologe + Autor): Welt & Verbrechen".
Offener Brief an den Präsidenten (Internet)
Warnung vor Schwarz-Weiß-Malerei und selbstgeschaffenen
Feindbildern, und davor, "unsere Freiheiten zu schmälern,
indem man sie zu verteidigen vorgibt"

2. Dr. Gerhard Berger, Arzt, Heidelberg: "Religion im 3. Jahrtausend"
Bemerkungen nach der Katastrophe am 11.9 2001
Aufruf zur Rückbesinnung zu einem religiös begründeten Frieden: "Der
Frieden auf Erden beginnt mit dem Frieden in unserer Seele".


3. Noam Chomsky (*1928, Amerikan. Sprachforscher):
"On th Bombings" (Internet)
"Again, we have a choice: we may try to understand, or refuse to do so,
contributing to the likelihold that much worse lies ahead" (englisch)

4. Irene Dische (Schriftstellerin, New York + Berlin):
"Als wir noch Kinder waren"
- Eine New Yorker Utopie - mitten in der Katastrophe
Eine New-Yorkerin erlebt, wie ihre Heimatstadt gegen den heuchlerischen
Trend der Nation besonnen bleibt. "Der Ruf nach Vergeltung kam nicht aus
New York, sondern aus den Fernsehstudios". (deutsch)

5. Ariel Dorfman (Chilen. Schriftsteller):
"The last September 11th"
(http://www.opendemocracy.net/forum/strands_home.asp)
Dorfman erinnert an den Militärputsch in Chile, der am Dienstag, dem 11.
September vor 28 Jahren stattfand, und an das Trauma, das dieses Datum
in ganz Südamerika noch heute bewirkt. (englisch)

6. Umberto Eco (Schriftsteller, Semiologe):
"Leidenschaft und Vernunft" (SPIEGEL-Essay)
Plädoyer für Besonnenheit durch Analyse und Kritik. "Gerade in einer
solchen Zeit muß man es verstehen, dem eigenen Aberglauben wie dem der
anderen entgegenzutreten".(deutsch)

7. Johan Galtung (Norweg. Friedensforscher, Alternat. Nobelpreis):
"Wenn man Bin Laden tötet, entstehen zehn neue" (Spiegel-Interview)
Galtung geht mit den USA hart ins Gericht. Er sieht die Anschläge von
11. September als Vergeltung für expansionistische Wirtschafts- &
Militärpolitik.(deutsch)

8. Günter Grass (Literatur-Nobelpreisträger):
"Amerikanische Politik muß Gegenstand der kritik bleiben" (SPIEGEL-
Interview)
Grass verurteilt den US-Militäreinsatz scharf und plädiert im Sinne
Willi Brandts für eine Nord-Süd-Konferenz. In den konservativen Medien
hart angegriffen wurde seine Aufforderung an Israel, endlich die
kriminelle  Besetzung und Besiedelung Palästinas zu beenden

9. Kerstin Hensel:
"Heldenmacher" (SWR 2 - Blick in die Zeit v.30.9.01)
"Was am 11. September in den USA geschehen ist, ist nichts als eine
Wiederholung der alten Musterkämpfe zwischen Welteroberern"

10. György Konrád (Ungar. Soziologe, Präs. d. Berliner Akademie d. Künste):
"Über die Epoche des latenten Terrors" (SPIEGEL-Essay)
Terroristen als Freiheitskämpfer zu glorifizieren ist zum Bumerang für
die Westliche Welt geworden. Gegen solche Attentäter hilft keine
militärische Antwort - aber welche sonst? (deutsch)

11. Hans Küng (Theologie-Prof., Präsident d. "Stiftung Weltethos"):
SWR 2-"Interview der Woche" v. 16.9.2001
Nach Küng liegen die Wurzeln des Terrorismus in unserer Geschichte: 1.
im Kolonialismus, 2. in der Golfpolitik und 3. in der Israelpolitik. Er
fordert als Lösung den Dialog der Religionen.

12. Matthias Naß (Die ZEIT):
"Wenn aus Schurken Allierte werden"
Amerikas "Allianz gegen den Terror" sammelt Freunde und Finsterlinge zu
einem Zweckbündnis. Das ist aber keine Wertegemeinschaft. Manche Partner
sind sich spinnefeind.

13. Michael Naumann (Ex-Bundesminister für Kultur):
"Seid nicht so German"
Plädoyer für die Toleranz, auch vermeintliche  "Antiamerikaner" zu Wort
kommen zu lassen, denn  "... nicht jeder Zweifel ist eine unamerican
activity".

14. Jedediah Purdy (Fellow der New America Foundation, Washingtin D.C.):
"Die Zeit der Unschuld ist zu Ende"
Amerika will Rache. Aber die Zivilisation darf nicht selbst in Barbarei
zurückfallen. Sonst kann sie den Feldzug gegen den Terrorismus nicht
gewinnen. (deutsch)

15. Arundhati Roy  (Indische Schriftstellerin ("Der Gott der kleinen Dinge")):
"Terror ist nur ein Symptom" (FAZ 28.9.01) - dazu Texte zur Ulrich-
Wickert-Kontroverse.
Wohl einer der fundiertesten Beiträge zum Thema! Arundhtati Roy, die
"literarische Stimme Indiens", berichtet über die Qualen der
Globalisierung in ihrem Land. Dort wird "Terror" als ein Symptom 
gesehen, dessen Ursachen in der Westlichen Welt zu suchen sind.
(deutsch)

16. Jeffrey Sachs (Direktor d. Center für International Development, Harvard
University):
"Amerika muß die Augen öffnen" (ZEIT-Interview)
Die USA sollen zeigen, daß sie den armen Völkern helfen wollen. "Ohne
den heuteigen Terror zu ignoroeren, müssen wir die Umsicht behalten, um
nicht zu zerstören, was beschützt werden soll." (deutsch)

17. Helmut Schmidt (Ex-Bundeskanzler):
"Die Antwort? Weder Hass noch Rache"
Nur mit kühler Vernunft kann das Antiterror-Bündnis den "Kampf der
Kulturen" und die Weltwirtschaftskrise vermeiden.

18. Friedrich Schorlemmer (Friedenspreis des Dt. Buchhandels):
"Sie wissen nicht, was sie tun"
Schorlemmer verurteilt den Militärschlag der USA gegen Afghanistan. "Die
USA haben zweifelhafte Verbündete", deshalb sei der weltpolitische
Schaden nicht abzusehen.

19. Susan Sontag (*1933, Amerikan. Schriftstellerin):
"Feige waren die Mörder nicht" (FAZ)
Am 11. Septeber in Berlin vor dewr American Academy vorgetragene
spontane Stellungnahme, die ihr zuhause den Vorwurf beschert hat, eine
"Verräterin Amerikas" zu sein. (deutsch)

20. Susan Sontag (*1933, Amerikan. Schriftstellerin):
"No wonder the media is cowed" (Salon / Guardian-Interview)
Susan Sontag nimmt in diesem Interview Stellung zu den Anfeindungen, die
ihre Berliner Stellungnahme von 11. 9. in Amerika auslöste und klärt
nochmals ihren Standpunkt. (englisch)

21. Klaus Staeck (Rechtsanwalt, Künstler):
"Der Schwarze Peter ist bei uns"
"Ist Osama Bin Laden nicht ein hausgemachter Teufel der westlchen Welt?
Und warum dürfen wir nicht darüber reden? Wir müssen es, sonst
produzieren wir ihn immer wieder neu!"


22. Bassam Tibi (Syrer und Muslim, Göttinger Politologe, Autor mehrerer Bücher
über den Islam):
SWR 2-"Interview der Woche" v. 14.10.2001
Tibi zeigt, dass Bin Laden eine Symbolfigur für eine Polarisierung, für
die Aktivierung von islamischen anti-westlichen Gefühlen ist. 
(Lit.: Bassam Tibi: Die neue Weltunordnung, Econ-Vlg., Nauaufl. 2001)


23. Gore Vidal (Krit. Autor, Cousin des Ex-US-Vizepräsidenten Al Gore):
"Wir stiften nichts als Unruhe" (SPIEGEL-Interview)
Gore Vidal geht mit der Amerikanischen  Regierung scharf ins Gericht:
anstatt gegen selbst ernannte "Böse" Krieg zu führen, sollte Amerika
daran arbeiten, selbst "ein zivilisiertes Land zu werden". (deutsch)

24. Volker Ullrich:
"Zeitenwende" - Warum der 11.September 2001 an den 28. Juni 1914
erinnert
Auch der 1. Weltkrieg wurde 1914 durch einen Terrorakt ausgelöst: die
Ermordung des österreichischen Thronfolgerpaares in Serajewo am
28.6.1914. Danach begann eine "Zeitenwende" -  ist es auch diesmal so?


25. Antje Vollmer (Bundestags-Vizepräsidentin):
"Wir sind nicht kriegsfähig" (ZEIT-Interview)
Antje Vollmer begründet ihre Haltung ". .. daß ich militärischen
Konequenzen, die  sich aus der Erklärung des Bündnisfalles ergeben, auf
keinen Fall zustimmen werde". (deutsch)

26. Claudia Wolff (Journalistin, Schriftstellerin):
"Nach dem 11. September"  (Rundfunksendung SWR 2 Eckpunkt, 28.9.2001)
Stimmen der kritischen Reflexion, zumal aus Amerika - mit
kommentierenden Zwischenbemerkungen - gegen eine militärische
Interventionen, für kritische Reflexion.


27. Gabriele Zimmer (PDS-Bundesvorsitzende):
"Ursachen und Wurzeln des Terrorismus" (Deutschlandfunk-Interview)
Die PDS-Position gegen den Einsatz der Bundeswehr bei einem
Anti-Terror-Krieg, resultiert aus der Frage, ob "dieser Zivilisation
(...) eigentlich ein Fundament fehlt, nämlich die Gerechtigkeit in der
Welt"
Weitere Links:
www.carl-theodor-schule.de/geschichte1.htm
www.opendemocracy.net/forum/strands_home.asp

Ludwig Schmidt-Herb, 10.11.2001



Ich möchte die folgenden Artikel

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Bitte ausfüllen und zuschicken an: Ludwig Schmidt-Herb, St.Peter-Str. 15,
D-69126 Heidelberg,
Fax  0049-(0)6221-315439,
e-mail: musebrot@t-online.de


Für meine Unkosten bitte ich um einen freiwilligen Beitrag in Briefmarken oder
auf mein Konto Nr. 11 32 94-675 bei der Postbank Ludwigsafen (BLZ 545 100 67)
 

 

 

 


Ich habe heute einen offenen Brief aus Betlehem bekommen, den ich in der Anlage weiterschicke. Er wird verbreitet von der Einsatzstelle der drei Autoren, und es ist ausdrücklich erwünscht, dass der Brief weitergeleitet wird. Je mehr Menschen davon wissen, desto eher die Chance, dass unsere Außenpolitik da Einfluss nimmt!
Herzliche Grüße
Christof Heimpel, Bergheimer Straße 127 / 2, D - 69115 Heidelberg
Fon: +49 6221 130216     Fax: +49 6221 130226
c.heimpel@bonifatius-hd.de    
http://www.bonifatius-hd.de
Kontaktadresse (die den Brief weitergeleitet hat):
 

Betlehem/Israel - Offener Brief an Bundesaußenminister Fischer
Sehr geehrter Herr Bundesaußenminister Fischer,
wir leben und arbeiten in Bethlehem als Jugendarbeiter, Musiklehrer und Reiseleitertrainer. Wir leisten über SDFV, "Sozialer Dienst für Frieden und Versöhnung im Ausland" der Diözese Trier Ersatzdienst. Johannes Zang aus Goldbach bei Aschaffenburg ist vom Evangelischen Entwicklungsdienst (EED) entsandt und finanziert als "Zivile Friedensfachkraft" (ZFD) des Bundesministeriums für Entwicklung und wirtschaftliche Zusammenarbeit. Andreas Kuntz aus Kaiserslautern begann hier im Rahmen seiner Ausbildung für die Evangelische Kirche der Pfalz. Wir alle kamen hierher in der großen Hoffnung, dass die Menschen in Palästina ihren Staat bekommen, für den sie bereits so viele Kompromisse eingegangen sind und auf den sie so lange gewartet haben. Wir unterstützen dieses berechtigte Anliegen, indem wir uns mit unserer Arbeit für eine selbstbewusste und demokratische palästinensische Zivilgesellschaft einsetzen.

Vor einer Woche ist israelisches Militär in die Geburtsstadt Jesu einmarschiert. Was wir seitdem erleben, macht uns zutiefst traurig und hat unsere Hoffnung auf eine Nachbarschaft in gegenseitigem Respekt schwer getroffen. Unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung und indem eine ganze Partei zu Terroristen erklärt wird, verbreiten Panzer und Scharfschützen Angst und Schrecken unter der Zivilbevölkerung. Die Mehrzahl der 21 Toten in Bethlehem in den letzten 8 Tagen sind Zivilisten. So werden unsere freiheitlichen Werte mit Füßen getreten. Wir halten daran fest: Menschenrechte gelten für alle Menschen.
Unseren israelischen Freunden müssen wir als Deutsche sagen: Die israelische Regierung zerstört mit ihrer Aggression die Grundlagen der möglichen Nachbarschaft mit den palästinensischen Bürgerinnen und Bürgern des zukünftigen Staates Palästina. Lippenbekenntnisse helfen nicht weiter; nach mehr als 30 Jahren Besatzung und Erniedrigung verdienen die Menschen im Westjordanland und im Gazastreifen endlich die spürbare Achtung ihrer Menschenwürde. Alle hier fragen sich: Wie weit wird die israelische Armee noch gehen? Was wird die nächste Eskalation sein? Wir fragen uns: Wie sollen unsere palästinensischen Mitmenschen jemals wieder Vertrauen zu ihren israelischen Nachbarn fassen, nachdem die über 30 Jahre währende Besatzung eine unvorstellbare Steigerung erfahren hat?

Die Berichterstattung in Deutschland scheint einer Generallinie zu folgen, die die Situation der Menschen in Palästina im Dunkeln lässt. Die seelischen Verletzungen nicht nur in Bethlehem sind tief und von den sichtbaren Schäden können wir gar nicht alles erwähnen.

Hier einige Beispiele: Institutionen der Zivilgesellschaft werden systematisch beschädigt. Die Universität Bethlehem, die Entbindungsklinik "Heilige Familie" mit Waisenhaus sowie das "Hussein"- Krankenhaus in Beit Jala wurden mit Maschinengewehren und Granaten beschossen. Die neuen Wasserleitungen des Bethlehem 2000 Projektes wurden zerstört. Sanitäter und Ärzte wurden an der Hilfeleistung gehindert, andere während ihres Einsatzes von Scharfschützen verletzt.

Wir meinen, Berichterstattung muss die gesamte Lebenswirklichkeit der Menschen abbilden: Ihre Arbeit, ihre Freude – ihr Leiden, ihr Hoffen. Wir haben uns in die Altstadt von Bethlehem geflüchtet, wo wir sicher sind vor Scharfschützen, wahllos abgefeuerten Maschinengewehrsalven und Panzerbeschuss. Aber wer ist in diesen Tagen noch sicher? "Ich habe den Ersatzdienst bewusst gewählt, um mich für Frieden einzusetzen. Und jetzt bin ich von allen meinen Freunden, die zur Bundeswehr gingen, wahrscheinlich der Einzige, der einen richtigen Krieg miterlebt." Wir sind weiterhin vor Ort, weil wir die palästinensischen Bürgerinnen und Bürger nicht im Stich lassen wollen, in einer Zeit, wo sie sich von Europa verlassen fühlen. Wir sind hier, um unsere Stimmen zu erheben und die Welt zu informieren, so weit sie es will.

Sehr geehrter Herr Bundesaußenminister, wir wissen sehr gut, wie verfahren die Situation bereits ist. Wir wünschen uns klarere Worte als bisher, auch von der offiziellen Außenpolitik der Bundesrepublik. So sehr die westliche Welt den Staat Israel unterstützt, so sehr muss sie Tacheles reden. Im Namen der westlichen Zivilisation muss der Zerstörung und dem Töten Einhalt geboten werden. Alle bisher geleistete Hilfe der Europäischen Union an Palästina steht auf dem Spiel. Arbeiten Sie bitte für die Schaffung eines souveränen Palästinenserstaates mit klaren Grenzen. Das ist die einzige Lösung. Nur so kann das Feuer des Fundamentalismus gestoppt und den ständigen Konflikten der Boden entzogen werden.

Würden wir jetzt schweigen – wir würden unseres Lebens nie mehr froh werden! Gerade als Deutsche, die mit der schweren Hypothek und Schuld unserer Vorväter am jüdischen Volk aufgewachsen sind, tragen wir in uns die feste Überzeugung, dass man seinen Mund aufmachen muss, wo Unrecht und Unmenschlichkeit geschieht.

Wir glauben, dass Sie mehr tun können als bisher. Sprechen Sie mit beiden Seiten solange, bis wenigstens die Panzer wieder abgezogen sind. Lassen Sie Bethlehem wieder Hoffnung fassen!

Hochachtungsvoll, Andreas F. Kuntz, Johannes Zang, Bethlehem, 26. Oktober 2001
Andreas F. Kuntz
Protestantischer Theologe, MA. Jüdische Studien
Koordinator Authentischer Tourismus
Internationales Begegnungszentrum
Bethlehem - Palästina
P.O.Box 162 - via Israel
Akuntz@annadwa.org , URL www.annadwa.org
 

mehr auf www.frsw.de/jerusalem

 

 

 

Dienstag, 11.September - Verstehen heißt nicht billigen.
Von Ludwig Schmidt-Herb

Der Schock und der Staub haben sich mittlerweile gelegt, und nach der ersten
Betäubung trauen wir uns wieder, selbst zu denken und unsere Gedanken auch
auszusprechen. Ich bin froh, daß ich nicht, wie viele Politiker und
Journalisten, sofort mit meiner Meinung an die Öffentlichkeit mußte. Ich hätte
mich angreifbar gemacht - oder ich hätte schweigen müssen. Nun aber haben genug
besonnene Leute sich zu Wort gemeldet, so daß ich nicht mehr das Gefühl haben
muß, mit meinen Gedanken allein dazustehen.

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Zu Risiken & Nebenwirkungen ...
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"Lasst uns gemeinsam trauern. Aber lasst nicht zu, dass wir uns gemeinsam der
Dummheit ergeben.", so sagte mutig genug noch am selben Tag die amerikanische
Schriftstellerin Susan Sontag, die zur Zeit des Anschlags in Berlin war, und
meinte damit jenen unseligen Ruf der Amerikanischen Präsidenten nach Vergeltung.
Auch Peter Scholl-Latour, der wie kaum ein anderer die arabische Welt kennt,
mahnte, "trotz aller berechtigter Abscheu und Betroffenheit nicht auf Vergeltung
zu sinnen, sondern auf Verständnis, denn erst so können wir unsere eigene
Verstricktheit in das Verbrechen erkennen."
Überhaupt: unsere eigene Verstricktheit! Vom "größten Verbrechen, das die
Menschheit je erlebt hat", sprachen da eifrige Reporter - und niemand erinnerte
sie sofort an Holocaust, an Hiroshima oder Vietnam. Ein Verbrechen wird dadurch,
daß man es mit noch größeren vergleicht, nicht kleiner. Aber es wird  dadurch
unermeßlich groß, daß man es mit den eigenen, größeren Verbrechen  nicht 
vergleicht.
"Terror" ist ja nicht das Böse irgendwo draußen in der Welt, sondern die Folge
all des Bösen, was wir der Welt Jahrhunderte lang angetan haben.
"Als sei es die furchtbarste Schändung der Pietät, Aufkündigung des Mitgefühls
mit den Opfern, Verletzung der Abscheu-Pflicht, wenn man darüber nachzudenken
begänne, wie die in anderen Weltteilen grassierenden amerikafeindlichen
Stimmungen mit dem politischen Handeln der Weltmacht möglicherweise -
möglicherweise! - zusammenhingen", so sagte Claudia Wolff in einer
Rundfunksendung am 28.9., [SWR2 Eckpunkt] und der amerikanische Politologe und
Asien-Experte Chalmer Johnson brachte es vier Tage nach dem Anschlag in einem
Spiegel-Interview auf den Punkt: "Die Völker, die Amerika hassen, haben leider
ein Motiv". Unsere Politiker und Experten hätten allen Grund, das anzuerkennen
und auch auf Europa zu beziehen.
Kolonialismus, Rassismus, Imperialismus - für die betroffenen Völker - über 80%
der Welt! - bedeutete dies über Jahrhunderte Ausbeutung, Unterdrückung,
Sklaverei. Erst dadurch konnten wir unseren Reichtum aufbauen! Und was heute so
smart als "Globalisierung" daherkommt, das ist dies alles zusammen in vielfacher
Vergrößerung. Lange genug also konnten sich dort Motive ansammeln, uns zu
hassen.
Wohlgemerkt, es geht mir hier nicht darum, diesen Haß und das daraus
resultierende Verbrechen zu billigen. Nein, es geht mir darum, ihn zu verstehen,
um unsere  eigene Verstricktheit darin zu erkennen.
Wenn Peter Struck, der SPD-Fraktions-Chef im Bundestag, sagte: "Heute sind wir
alle Amerikaner", so kann ich ihm dann - und nur dann - zustimmen, wenn damit
unser Anteil an der Ursache für das Verbrechen mitgemeint ist.

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... lesen, hören und sehen Sie alles mit wachen Sinnen ...
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Da soll jetzt keiner kommen und behaupten, man hätte ES nicht kommen sehen. DAS,
was wirklich geschehen ist, die Details, konnte man vielleicht SO nicht
voraussehen, aber ES wurde seit Jahren in zahllosen Varianten in Hollywood
imaginiert und produziert. Und konsumiert! Millionen Amerikaner (und Europäer!
Ich meine, wenn ich hier von "Amerika" rede, im Sinne von Peter Struck immer uns
alle mit!)  gaben in den letzten Jahren ihr Geld dahin, ES auf der Kinoleinwand
zu sehen - vorauszusehen mit jenem gruselig-geilen Schauer, der nun genau
dieselben Leute an den Fernseh-Bildschirmen wieder überkam, als da etwas
Bekanntes, Vertrautes, schon oft Erlebtes  in grausamster Realität wirklich
passierte.
Die "Terroristen" brauchten doch nur all die "Independence Day" und "Air Force
Nr. 1"- Filme genau zu studieren, um zu wissen, wie und wo sie Amerika mitten
ins Mark treffen konnten: nämlich dort, wo die aus  kollektiven Schuldgefühlen
gewachsenen Angstphantasien längst Verwundbarkeit signalisierten, weil sie
unbewußt nach Bestrafung verlangten.
Nun aber, da nicht Hollywood das Schreckliche inszenierte, wird der Unterschied
deutlich sichtbar zwischen einem selbst-inszeniertem und dem realem Terror:
Dort im phantasierten Hollywood-Terror erlöste sich Amerika immer selbst durch
den Heldenmut eines Retters aus den eigenen Reihen und entging so jedesmal
seiner Bestrafung. Man konnte nach diesen Filmen aus den Kinos hinausgehen in
die Alltagswelt und so weitermachen, als wäre nichts geschehen.
Hier aber, wo nun plötzlich kein Held mehr war, der sich dem Desaster in letzter
Sekunde hätte entgegenwerfen können, um die Nation zu retten, hier wird das
Schreckliche wahr und das Geheime offenbar: eine ganze Nation muß plötzlich
feststellen, daß es geschehen ist - daß sie bestraft worden ist. Bestraft für
Fehler und Vergehen, die sie nie gelernt hat, zuzugeben, nie geübt hat,
auszusprechen, ja, nicht einmal gewagt hat, sie zu denken. Nun drängen sich auf
einmal die vernichteten Indianer, die versklavten Neger, die ausgebeuteten
Afrikaner und Indios und Asiaten, die verachteten Moslems, die vielen zur
eigenen Machtentfaltung mißbrauchten und dann fallengelassenen Minderheiten ins
schlechte Gewissen: Millionen Menschenschicksale klagen an.
Der französische Philosoph  Jacques Derrida, der am 23. September den Theodor W.
Adorno-Preis erhielt, mahnte bei diesem Anlaß:
"Das ist meine Interpretation dessen, was jene Gerechtigkeit sein müßte, die
(...) "grenzenlose Gerechtigkeit" heißt: von den eigenen Fehlern, dem eigenen
Unrecht, den Irrtümern der eigenen Politik sich nicht freisprechen, und sei es
auch in dem Augenblick, da man einen furchtbaren Preis dafür bezahlt."

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... und lassen Sie sich das Denken nicht verbieten !
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Als der Amerikanische Präsident den "monumentalen Kampf zwischen Gut und Böse"
ansagte, da spätestens hätten alle aufmerken müssen, die noch den Mut hatten,
selbst zu denken. Das hier gemeinte Böse erhielt seine Stärke immer als
Verbündeter der Macht, die Verbrechen mit zweierlei Maß mißt, je nachdem, ob es
ihr nützt oder schadet. So lange Bin Laden und Saddam Hussein für Amerikas
Interessen kämpften, waren sie auf der Seite des Guten. Und die zynische Maxime
dieses "Kampfes zwischen Gut und Böse" entspricht ganz der Moral des Alten
Testaments: "Wir werden die Verbrechen unserer Feinde bestrafen und die
Verbrechen unserer Freunde belohnen." 
Haben wir vergessen, daß einst auch der Chilenische Putsch die Interessen
Amerikas unterstützen sollte? Die Bösen Ex-Freunde Amerikas, haben es nicht
vergessen. Es war nämlich vor genau 28 Jahren, es war ein Dienstag und es war
der 11. September, als mit amerikanischer Unterstützung einer der Ihren -
General Pinochet - im Auftrag Amerikas über Leichen ging.
"Seit 28 Jahren", schreibt der chilenische Schriftsteller Ariel Dorfmann, "ist
der 11. September für mich und Millionen anderer Menschen ein Trauertag. An
diesem Tag trat der Tod unwiderruflich in unser Leben und lenkte es aus seiner
Bahn. Das Datum des 11. September könnte für die Nordamerikaner eine symbolische
Qualität annehmen. Jetzt, wo sie am eigenen Leib erfahren, was es bedeutet,
Opfer zu sein, jetzt wo sie sich klar werden, was es heißt, tausende Vermißte zu
haben, jetzt werden sie die vielen über den Globus verstreuten Varianten des 11.
September, das ähnliche Leiden, das so viele Völker und Länder teilen, besser
verstehen können."
"Verstehen" heißt nicht "billigen". Verstehen heißt, sich Klarheit zu
verschaffen über Zusammenhänge und Hintergründe, über Ursachen und Motive, über
Absichten und Lügen. Begriffe wie "Zivilisierte Welt",  "Terrorismus" oder
"Globalisierung" bleiben so lange Schlagworte - und Schlag-Worte sind Waffen! -
so lange wir sie nicht verstehen. Sie wirken dann wie Arzneimittel, die wir - um
unsere Krankheit zu bekämpfen - einfach einnehmen, ohne ihre Nebenwirkungen zu
kennen: sie mögen zwar die akuten Symptome unserer Krankheit beseitigen, aber
völlig unerwartet treten plötzlich neue bedrohliche Symptome auf, die nicht mehr
durch unsere Krankheit,  sondern durch die gegen sie eingesetzten Arzneimittel
verursacht sind.
"Terrorismus"  ist, so betrachtet, eine Nebenwirkung des Arzneimittels
"Bewaffneter Kampf", das wir gegen die Symptome der Krankheit "Globalisierung"
einsetzen, von der der Patient  "Zivilisierte Welt" befallen ist. Aber um den
"Terrorismus" zu bekämpfen, dürfen wir nicht erneut zum Mittel "Bewaffneter
Kampf" greifen, denn das verstärkt nur die Nebenwirkung "Terrorismus". Vielmehr
gilt es - und das ist die Botschaft des 11. September!  -  die Ursache der
Krankheit zu bekämpfen, und die liegt bei der Diagnose "Globalisierung"
eindeutig in der ungleichen Verteilung von Armut und Reichtum und in der
Ungerechtigkeit, mit der der Patient "Zivilisierte Welt" dieses Ungleichgewicht
mit aller Gewalt durchsetzt. Ohne Rücksicht auf Nebenwirkungen.
                                   
Heidelberg, 1. Oktober 2001
Ludwig Schmidt-Herb,  musebrot@t-online.de

 

 

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