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Straßen im "Quartier am Turm" werden nach Erfindern benanntstp. An den Erschließungsstraßen im Baugebiet "Quartier am Turm" auf dem Gelände der ehemaligen Waggonfabrik Fuchs in Rohrbach wurden gestern die ersten Straßenschilder mit den amtlichen Namen angebracht; weitere Schilder sollen heute montiert werden. Bei der Namensgebung, die der Gemeinderat bereits im Dezember vergangenen Jahres beschlossen hatte, stand die industrielle Geschichte des Baugebiets im Vordergrund. So erinnert die Benennung nach bedeutenden Technikern und Erfindern, deren Kurzbiografien zur Erläuterung auf den Straßenschildern angebracht sind, an die ehemals auf dem Areal ansässige Fuchs'sche Waggonfabrik. Die östliche Haupterschließungsstraße in Nord-Süd-Richtung erhält den Namen Franz-Kruckenberg-Straße. Der Schiffbauingenieur Franz Kruckenberg, geboren 1882 in Uetersen (Schleswig-Holstein) und gestorben 1965 in Heidelberg, war ein Pionier des Schnellverkehrs auf der Schiene. Der propellergetriebene Schienenzeppelin von 1931 war sein Werk. Die im westlichen Teil des Erschließungsgebiets
ebenfalls von Nord nach Süd verlaufende Straße wird zur Konrad-Zuse-Straße.
Der Ingenieur und Künstler Prof. Dr. mult. Konrad Zuse wurde 1910 in
Berlin-Wilmersdorf geboren und starb 1995 in Hünfeld (Hessen). Er entwickelte
1936 bis 1938 die erste programmgesteuerte Rechenanlage der Welt. Die bereits bestehenden Straßen Lindenweg und Helaweg werden über die Fabrikstraße in Richtung Westen verlängert, wie die Stadtpressestelle mitteilt.
Das "Quartier am Turm" beginnt zu wachsenAuf dem Furukawa-Gelände in Rohrbach entsteht ein Wohn- und Arbeitsviertel - Spatenstich ist im Dezember - Verkauf hat begonnen
Sm. Es gibt nur wenige Stadtteile in Heidelberg,
die ihr Gesicht wesentlich verändern können. Der westliche Teil von Rohrbach
kann und wird es mit Beginn des ersten Spatenstiches im Dezember auf dem zehn
Hektar großen Gelände von Furukawa. Dort baut, wie die RNZ schon berichtete, die
Hochtief Projektentwicklung GmbH zusammen mit der Epple & Kalkmann GmbH ein
"Quartier am Turm". Am Turm deshalb, weil der alte Wasserturm symbolisch stehen
bleibt, ebenso die Villa Fuchs, die bis Ende 2003 saniert wird. In deren
Nachbarschaft, so erläutern Andreas Epple und Joachim Wieland von Hochtief der
RNZ, soll ein Quartier heranwachsen, das sowohl Wohn- als auch
Arbeitsmöglichkeiten in sich birgt und zusammen mit einem Kindergarten,
betreutem Wohnen, Grünflächen, Einkaufsgelegenheit und Gastronomie sowie einem
umfassenden Dienstleistungsgewerbe ein quasi autarkes Gebiet werden kann, "ohne
jedoch die Verbindung zu den gewachsenen Strukturen von Rohrbach zu
vernachlässigen", wird betont.
Bethanien baut ein Heim für Senioren am QuatierAmTurm
Eine Einrichtung für Altersverwirrte werde in Heidelberg dringend benötigt, sagte Oberbürgermeisterin Beate Weber im Vorfeld der letzten Gemeinderatssitzung, in der es unter anderem um die Änderung des Bebauungsplanes für das Furukawa-Gelände ging. "So ein Alten- und Pflegeheim ist in Baden-Württemberg eine Ausnahme", unterstreicht auch Rolf Weigel, Verwaltungsdirektor des Bethanienkrankenhauses, die Bedeutung des Projekts. Der Vorteil eines Neubaus: Die Erkenntnisse über die Demenzkrankheit können in die Planungen mit einfließen. So kann dem hohen Bewegungsdrang der Altersverwirrten baulich Rechnung getragen werden. 106 Pflegeplätze und 29 Appartements für seniorengerechtes Wohnen werden auf dem rund 7600 Quadratmeter großen Areal an der Ecke Heinrich-Fuchs-Straße/Fabrikstraße ent- stehen. Senioren können sich die Wohnungen zwischen 60 und 100 Quadratmetern kaufen oder mieten und werden bei Bedarf vor Ort medizinisch und pflegerisch betreut. Wie der dreistöckige Gebäudekomplex in Zukunft heißen wird, ist noch offen. Der Arbeitstitel lautet "Seniorenzentrum Bethanien Heidelberg" - ein Name, der laut Weigel, auf jeden Fall geändert wird. 80 neue Arbeitsplätze sollen entstehen. Viel Licht und große Bewegungsfreiheit für die Bewohner sind die wichtigsten Vorgaben, die das Architekturbüro Körkel bei seinen Planungen berücksichtigte. Demenz-kranke hätten einen großen Bewegungsdrang, erklärt Weigel. Deshalb wird ein überdachter Rundgang das mittlere und das östliche Gebäude miteinander verbinden, in dem die Patienten ihre Runden drehen können. Im Hof wird ein "Wahrnehmungsgarten" entstehen, wo sich die Senioren zwischen Hochbeeten frei bewegen können. "Auf diese Art müssen weniger Medikamente verabreicht werden, um den Bewegungsdrang der Altersverwirrten zu zügeln", erklärte Weigel. Der Großteil der Wohnungen wird im westlichen Gebäude untergebracht. Dort hatte das Bethanienkrankenhaus der Stadt ursprünglich angeboten, im Erdgeschoss einen Kindergarten mit Ganztagesbetreuung unterzubringen. Die Stadtverwaltung habe abgelehnt, erzählte Weigel. Nun verhandle das Bethanien mit anderen potenziellen Mietern. Zurzeit gebe es Gespräche mit einem Frisör und einem Arzt. Vorstellbar sei dort auch ein auf Senioren abgestimmter Wellness- und Fitnessbereich mit Physiotherapie. Nach Wunsch der Stadt wird der Haupteingang im Nordwesten des Geländes gebaut. Dort soll auch ein kleiner zwölf auf zwölf Quadratmeter großer Platz entstehen, damit das neue "Quartier am Turm" im Inneren belebt wird. Der Eingangsbereich führt in ein Café und Restaurant, das sowohl von den Heimbewohnern als auch den Rohrbachern genutzt werden kann. Denkbar sei hier, einen Mittagstisch anzubieten, nannte Weigel als Beispiel. Das Restaurant werde über die zentrale Küche des Heims versorgt. Ende November wird der Bauantrag gestellt. In der ersten Jahreshälfte 2003 soll dann mit den Arbeiten begonnen werden. Mit dem Grundriss hat sich das Bethanienkrankenhaus bereits festgelegt, denn er diente als Grundlage für Zuschüsse des Landeswohlfahrtsverbands. In dem so gesteckten Rahmen spielen die Architekten und Städte-planer nun mögliche Varianten durch. Eine der möglichen Alternativen heißt "Sattel- oder Pultdach". Anfang 2005 können dann voraussichtlich die ersten Heimbewohner einziehen. Holger Buchwald, RNZ vom 18.10.2002, www.rnz.de
Graffitis bemalen 840 qm Bauzaunleinwand am "Quartier am Turm"Kunst braucht Raum. Nicht nur für den öffentlichen Diskurs, sondern auch Raum im ganz wörtlichen Sinne. Hierbei haben es nämlich gerade neue Kunstformen besonders schwer, ihren Platz im allgemeinen Bewusstsein zu finden. In dieser Position befindet sich wohl auch noch die Graffitikunst. Von vielen wird diese Erscheinung der jüngeren Künstlergeneration eher als "Schmierereien" verpönt denn als vollwertige Kunst verstanden. Verständlich dann, wenn die bunten Schriftzüge aus heimlichen Nachtaktionen des morgens frisch geweißte Wohnhäuser "zieren". Wo aber hin mit all der jungen Kreativität, wenn "legale" Flächen rar sind? Allein in Heidelberg gibt es etwa 100 aktive Sprayer - nicht schwer auszurechnen, wie hoch der Quadratmeterbedarf an Sprühflächen sein dürfte. Abhilfe schafft eine Aktion der Hochtief Projektentwicklung GmbH. Schon in Berlin und anderen Städten wurden Bauzäune zur Verfügung gestellt, um den "Writern", wie die Sprayer in der Szene genannt werden, legalen Raum für ihre Arbeiten zu schaffen. Nun standen auch in Heidelberg rund 840 Quadratmeter weißeste "Bauzaunleinwand" zur freien künstlerischen Gestaltung bereit. Und wirklich - es muss wohl ein enormes Defizit an solchen Flächen bestehen, denn etwa 70 junge Sprayer aus allen Teilen Deutschlands, aber natürlich auch Einheimische waren angereist, um mit der Sprühdose dem monotonen Weiß den Garaus zu machen. In Heidelberg-Rohrbach ist die Hochtief Projektentwicklung zusammen mit der Heidelberger Firma Epple & Kalkmann gerade dabei, auf dem Industriegelände der ehemaligen Waggonfabrik Fuchs ein Wohn- und Gewerbegebiet zu erstellen. Dort steht nun also ein Bauzaun, der derzeit für alle sichtbar mit Graffiti besprayt ist. Rüdiger Glatz ist Fachmann, was Graffitkunst angeht, und kennt viele der Sprüher, die jetzt in Rohrbach zur Stadtgestaltung beigetragen haben. Glatz, der bei einer Firma für Profisprühfarbe arbeitet, freut sich über die gute Idee, die ein Joint Venture darstellt: Hochtief profitiert imagemäßig durch "Jugendförderung", die "jungen Wilden" können oftmals schon lange im Kopf vorhandene Ideen in die Realität umsetzen. Eine Themenvorgabe gab es nicht. Trotzdem besteht eine gewisse Aufteilung der Wände. Zur Heinrich-Fuchs-Straße hin haben sich die Sprayer inhaltlich auf das Thema "Fernsehen/Medien" geeinigt. Parallel zur Heinrich-Fuchs-Straße durften die Heidelberger Youngsters sprühen. An einer anderen Ecke wiederum sprühten die Profis, die sonst für Auftragsarbeiten Honorare im vierstelligen Bereich erhalten. Der Regelfall ist es natürlich nicht, dass Graffitikunst kommerziell erfolgreich ist, und viele junge Künstler leben die moderne Version der Spitzweg-Idylle. Aber selbst "etablierte" Graffitisprayer ohne drängende Geldsorgen sind dankbar, wenn sie ihre eigenen Ideen der Öffentlichkeit präsentieren können. Zu sehen bekommt der umherschlendernde Passant zwar auch bildliche Graffiti, zum größten Teil aber haben die "Writer" sich mit ihrem persönlichen "Tag" vorerst verewigt. Ein "Tag" ist die individuelle Signatur eines Writers, an der man ihn erkennen kann. Meist sind es auch diese " Tags", die an den Häuserwänden prangen. Rüdiger Glatz dazu: "So genannte Schmierereien fabrizieren zumeist sehr junge Sprayer, die sich unbedingt ausprobieren wollen. Stehen dann keine "legalen" Flächen zur Verfügung, muss leider oftmals die Hauswand herhalten." Bei dieser Aktion aber durfte ganz erlaubt gesprüht werden. Für die Ewigkeit sind die bunten Schriftzüge aber nie bestimmt. Schließlich muss immer damit gerechnet werden, dass Pinsel und Farbrolle den ursprünglichen Zustand wiederherstellen. Auch der Bauzaun wird mitsamt den Graffities geräumt werden, wenn hinter ihm neue Wohneinheiten entstanden sind. Um die ganze Angelegenheit an der Heinrich-Fuchs-Straße mit einem karitativen Beigeschmack zu würzen, hat sich die Hochtief Projektentwicklung nun überlegt, die schönsten Graffiti-Motive auszuwählen und in minimiertem Format als Postkarten herauszubringen. Diese Postkarten sollen dann für voraussichtlich 2,50 Euro bei Immobilienmessen zu Gunsten der Flutkatastrophenopfer verkauft werden. Eva Britsch, RNZ vom 5.9.2002, www.rnz.de
Südländisches Flair vermitteln die bunten Reihenhäuser im Inneren des EichendorffForums, dahinter erhebt sich der Büroturm Foto: Kresin Im Westen nichts Neues? Weit gefehlt, zumindest wenn es um die bauliche Gestalt und Betriebsamkeit des Rohrbacher Westens geht. Das Gelände des ehemaligen Nanz-Warenlagers neben den Campbell Barracks wurde durch die Fertigstellung zweier Bürogebäude und 58 Reihenhäuser nicht nur einer neuen Verwendung zugeführt. Mit dem allmählichen Einzug der Bewohner seit Dezember 2001 füllte sich das Gebiet des ersten fertig gestellten Bauabschnitts an der Fabrikstraße auch so richtig mit neuem Leben. Reges Treiben herrschte erst recht am Tag der Einweihung, zu dem neben Oberbürgermeisterin Beate Weber allerhand weitere Politprominenz und Vertreter der Baubeteiligten erschienen waren. Auch wenn die dicht aneinander grenzenden, geraden Wohnhausreihen des nach dem Romantiker Joseph Freiherr von Eichendorff benannten Forums auf das Auge des Festgastes nicht unbedingt romantisch wirkten: Die befragten Bewohner zeigten sich mit ihrer neuen Bleibe hoch zufrieden und lobten die ausgesprochen freundliche Atmosphäre im Forum. "Rohrbach hat einen schönen Farbklecks bekommen", freute sich Oberbürgermeisterin Beate Weber denn auch über die bunten Häuserblocks und zeigte sich froh, Familien in der Stadt bezahlbaren Wohnraum bieten zu können. Gemeint waren damit nicht etwa Geringverdienende, sondern "hervorragend ausgebildete junge Leute, auch aus anderen Ländern", wie die Oberbürgermeisterin die Zielgruppe beschrieb, die für den Kauf von ungefähr 150 Quadratmetern Wohnfläche etwa eine Viertel Million Euro berappen musste - relativ preisgünstig für Heidelberger Verhältnisse. Die Stadt brauche viele qualifizierte Arbeitskräfte und müsse Rahmenbedingungen für entsprechenden Wohnraum schaffen, erklärte die Oberbürgermeisterin. "Heute wohnen und lachen hier über hundert Kinder", begrüßte der Vertreter der Fregalla Weidenhammer GdbR, Ralf Weidenhammer, die Festgäste stolz. Die Büro- und Gewerbeflächen des kantig- hohen Eichendorff-Turms im Osten und des Westgebäudes sind nach seinen Worten ebenfalls schon zum großen Teil vermietet. Als Eröffnungssymbol übergab Weidenhammer der Familie Jentzsch ein Schaukeltier, das sich zur Rutsche und der Schaukel auf den Minispielplatz gesellen soll. Die stadtplanerische Konzeption, die seinerzeit die Ereignisse und Folgen des 11. September nicht hatte voraussehen können, war von einer Mitbenutzung der amerikanischen Spielplätze ausgegangen, die nun militärisch abgesperrt sind. "Mit dem 11. September haben wir leider den Riesenspielplatz bei den Amerikanern verloren", bedauerte Weidenhammer. Auf Nachfrage der Zeitung berichteten Eltern zwar, dass die Benutzung des einen Spielplatzes geduldet würde, so wohl fühlten sie sich dabei aber offenbar nicht. "Für die Kinder müssen wir noch etwas tun", thematisierte Oberbürgermeisterin Beate Weber das Problem in ihrer Eröffnungsrede. Auf Kritik an fehlenden öffentlichen Wegen wandte sie verheißungsvoll ein, es müsse auch nach der Eröffnung noch Aktivitäten geben und nährte damit die Hoffnungen der vielen jungen Familien des Eichendorff-Forums auf künftige städtische Aktivitäten. Jutta Wiech, RNZ vom 9.7.2002, www.rnz.de
De alde Fuchs - von
Gustav Knauber
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5.1.2002: Blick von der Fabrikstrasse nach Nordwesten (die Mauer ist gefallen) | 5.1.2002: Blick von
Fabrikstrasse nach Westen in Richtung Bahnlinie |
26.3.2002: Blick von Heinrich-Fuchs-Strasse nach Norden |
Von Dorothea v. Holleben
Auf dem Furukawa-Gelände in Rohrbach herrscht Untergangsstimmung. Die Abbrucharbeiten auf der Industriebrache sind in vollem Gange und öffnen plötzlich von der Fabrikstraße aus ganz neue Perspektiven. Nicht abgerissen werden Teile der alten Fabrikationshalle mit ihrer historischen Fassade (rechts) sowie die roten Backsteinfassaden im Hintergrund links. Foto: Alex
Unerbittlich fressen sich seit vier Wochen die
Bagger durch das Furukawa-Gelände in Rohrbach. Die Abrissarbeiten laufen auf
Hochtouren. Trotz der immer wieder herüberwehenden Staubwolken sind die Bewohner
der kleinen Arbeiterhäuschen in der Fabrikstraße Nutznießer der Aktivitäten auf
dem gegenüberliegenden Grundstück. Denn zum ersten Mal fällt Licht und Sonne in
ihre Wohnstuben. Früher lagen die Häuser im Schatten einer großen, 18 Meter
hohen Fabrikhalle der ehemaligen Fuchs'schen Waggonfabrik. Die ist bereits der
Abrissbirne zum Opfer gefallen. Nur ein kleiner Teil der alten Konstruktion
blieb erhalten, quasi als Stütze der historischen Fassade. Von der Fabrikstraße
hat der Passant plötzlich freie Sicht auf das beeindruckend weitläufige Areal
der Industriebrache, wo, wie es scheint, alles "platt gemacht wird". Dem
Betrachter bietet sich ein Bild der Zerstörung. Gewollt zwar und nicht planlos,
aber irgendwie endgültig. Untergangsstimmung macht sich breit. Die Geröllmassen
und hier und da aus dem Schutt herausragende Betonpfeiler werden zum absoluten
Hingucker.
Zwei große Fabrikationshallen, in denen einst Eisenbahnwaggons gebaut wurden,
sind verschwunden. An sie erinnern lediglich noch die historischen Fassaden. Wie
bei einem ausgebohrten, von Karies befallenem Zahn blieben die Backsteingerippe
erhalten. Mit Eisenträgern abgestützt, wurden sie vor dem Einsturz bewahrt. Die
Backsteinfassaden aus der Gründerzeit sind architektonisch bei der Neubebauung
des Fabrikgeländes eingeplant. Dies war ein dringender Wunsch der Stadt, um
wenigstens ein Stück des Gebiets-Charakters zu erhalten. Bei der Erschließung
wird das 100 000 Quadratmeter große Furukawa-Gelände nach allen Seiten hin
geöffnet und das Wegenetz an die vorhandene". Straßen angebunden. Es werden
Reihenhäuser, Etagen- und Sozialwohnungen gebaut, und auch betreutes Wohnen für
Senioren wurde bei der Planung berücksichtigt. Ergänzt wird das Gesamtkonzept
durch die Ansiedlung von Gewerbebetrieben, Büros, eines Einzelhandelsgeschäfts
sowie einer Kindertagesstätte. Dazwischen bieten öffentliche und private
Grünflächen kaum für Entspannung.
"Mit dem Abriss sind wir voll im Zeitplan",
erklärte gestern Ralf Bellm vom Hochtief. Der Projektentwickler Hochtief ist für
die Erschließung des Geländes zuständig, wird aber auch selbst auf einem Zehntel
der Gesamtfläche Projekte realisieren. Bereits im November soll es mit der
Erschließung losgehen. Begonnen wird mit dem Abwasser beziehungsweise dem
Kanalbau, dann folgen die Versorgungsleitungen Mit den Abbrucharbeiten wurde die
Firma Scherer + Kohl aus Ludwigshafen mit der größten Recycling-Anlage in der
Region beauftragt. Alles anfallende Material wie Stahl wird wieder verwertet
oder der Beton für andere Verwendungszwecke etwa den Straßenbau, aufbereitet.
Schon Ende des Jahres soll der Abbruch abgeschlossen sein. Verschont bleibt nur
eine Furukawa Halle.
RNZ vom 24.10.2001, Dorothea von Holleben
Karl Emer: Offener Brief zum Bebauungsplan FURUKAWA
Einige Stellungnahmen und Berichte zur geplanten Bebauung des FURUKAWA-Geländes (ehemalige Fuchs’sche Waggon-Fabrik) veranlassen mich, mich heute erneut brieflich an Sie zu wenden.
Wie Sie sicher wissen, reichen die Planungen zur Neubebauung des traditionsreichen Werksgeländes mit Wohnungen und Gewerbe schon einige Jahre zurück. Hier die wichtigsten Stationen in der Rückschau:
• Das vorgesehene Konzept sieht eine Begegnungsstätte mit Altenpflegeheim vor, die durch bestimmte Funktionen (wie Ärzte, Apotheke, Cafeteria u.ä.) einen belebten städtischen Platz entstehen lässt, der die gewünschte Funktion eines Scharniers zwischen "alt" und "neu" übernimmt. Weiterhin wird bei der vorgesehenen Konzeption eine öffentliche Freifläche von ca. 20 mal 20 m entstehen.
• Mit dem Aufnehmen aller Wegeverbindungen in das neue Gebiet wird eine Verknüpfung zwischen dem neuen und alten Quartier hergestellt. Z.B. wird auch die Radwegeverbindung, die bereits im Fregalla-Gelände (Anm.: Eichendorff-Forum) entstanden ist, weitergeführt.
• Der Park, der im Inneren des neuen Quartiers entsteht, ist von seiner Lage viel besser geeignet, den Bedürfnissen nach Erholung und Ruhe zu entsprechen als ein Platz an einer verkehrsreichen Kreuzung.
• Das Sondergebiet Einzelhandel wird als Magnet dienen und die Achse Heinrich-Fuchs-Straße bis Rohrbach Markt in ihrer Funktion stärken. Dies wird weitere Verflechtungen zwischen alt und neu ergeben.
• Durch die Möglichkeiten des neuen Gebietes mit Kindertagesstätte, Läden, Freiflächen, Dienstleistungen u.v.m. werden die in den angrenzenden Quartieren lebenden Bewohner in das neue Quartier kommen und es auch für sich entdecken.
Mit Schreiben vom 23.7.2001 hat die Hochtief Projektentwicklung GmbH, welche die Planung betreibt und Investoren sucht, der Stadt Heidelberg mitgeteilt:
"Bezug nehmend auf unseren gemeinsamen
Ortstermin mit den Vertretern des Stadtteilvereins Rohrbach am 16.07.2001,
bestätigen wir Ihnen hiermit, dass HOCHTIEF Projektentwicklung GmbH als
Grundstückseigentümer sich verpflichtet, im Kreuzungsbereich
Fabrikstraße/Heinrich-Fuchs-Straße die ... Fläche (20x20m) von einer Bebauung
freizuhalten. Diese Verpflichtung werden wir auch an mögliche Rechtsnachfolger
weitergeben. Diese Fläche soll als Platz/Grünanlage gestaltet werden, so dass
dem Wunsch der Vertreter des Stadtteilvereins Rohrbach nach einer Freifläche
zur Verzahnung der alten und neuen Bebauung entsprochen werden kann." Der
Erste Bürgermeister Prof. Dr. von der Malsburg hat mir zugesichert, dass die
Stadt die Erfüllung dieser Zusage überwachen wird.
Nachdem ich im Vorfeld der Beratungen zu dem Bebauungsplan in Gesprächen mit
Mitgliedern des Rohrbacher Bezirksbeirats sowie des Vorstandes des
Stadtteilvereins immer darauf hingewiesen hatte, dass es m. E. in erster Linie
auf die Öffnung des Geländes hin zum Zentrum von Rohrbach mit der Möglichkeit
der Begegnung ankommt, sah ich diese Voraussetzung für eine Zustimmung zur
Beschlussvorlage mit den gegebenen Informationen und Zusagen erfüllt. Die
weitere Voraussetzung, dass der gesamte Plan ausreichende Begrünung mit
weiteren Spiel- und Begegnungsflächen ausweist, war bereits in den bisherigen
Entwürfen enthalten.
Ein weiterer Beweggrund der Beschlussvorlage zuzustimmen war für mich der Umstand, dass eine namhafte Einrichtung der stationären und ambulanten Altenhilfe genau an dieser Stelle ein Altenheim mit genau den Pflegeplätzen errichten will, an denen es in unserer Stadt noch mangelt.
Ich hoffe Ihnen mit diesen Darlegungen nicht nur
einige Hintergrundinformationen geliefert zu haben, sondern Ihnen auch eine
hinreichende Begründung dafür abzugeben, dass die nun getroffene Entscheidung
unserem Stadtteil mehr Vor- als Nachteile bringt.
Ich bedanke mich für Ihr Interesse mit der Versicherung, dass ich für Ihre
Fragen und Anregungen stets zur Verfügung stehe.
Karl Emer, 28.8.2001
Von Kirsten Baumbusch
Die Stadtspitze lobte mit Engelszungen die Qualitäten des künftigen
Wohnquartiers auf dem Furukawa-Gelände. Auf dem mehr als 14 Hektar großen Gelände
zwischen Fabrikstraße, Bahngleisen und Heinrich-Fuchs-Straße werden neben rund
300 Wohnungen, davon 50 im sozialen Wohnungsbau, und 350 Arbeitsplätzen auch
eine Kindertagesstätte mit 45 Plätzen sowie ein Altenheim für 110 Menschen
und 25 betreute Altenwohnungen entstehen.
Zuletzt war es dann nach mehrstündigem Kraftakt doch noch vor der Sommerpause
geschafft, der Bebauungsplan passierte den Gemeinderat mit einer Mehrheit von 23
Stimmen (die RNZ berichtete bereits kurz).
Dafür waren die SPD, die Freien Wähler und die " Heidelberger". Die
FDP, die Grün-Alternative Liste und die PDS sowie eine Hand voll CDU-Stadträte
versuchten mit einer Rückverweisung in den Bauausschuss, den massiven Bürgerprotesten
aus dem Stadtteil Rechnung zu tragen.
Der um den
Stadtteilvereinsvorsitzenden Bernd Frauenfeld gruppierte Widerstand hatte bis
kurz vor der Sitzung noch versucht, das Gremium umzustimmen. Ihnen ging es um
einen Park als Scharnier zwischen Alt und Neu im Südosten des Geländes.
Der war im rund fünf Jahre dauernden Planungsprozess immer wieder im Gespräch
gewesen. Eindringlich appellierte sie, die Rohrbacher Wünsche nicht zu
ignorieren. Doch vergeblich. Der Park ist nun " Schnee von gestern".
Als eine Art Vorschlag zur Güte wird am südöstlichen Eck eine etwa 400
Quadratmeter große Freifläche entstehen, die von einem Café, einem Restaurant
und Geschäften begrenzt wird.
Ein Park, so argumentierte Beate Weber, soll im Innern des neuen Quartiers
entstehen. Dort könnte dem Bedürfnis nach Erholung und Ruhe auch wesentlich
besser entsprochen werden als an der verkehrsreichen Kreuzung. Die Oberbürgermeisterin
würdigte ausführlich, zu wie vielen Zugeständnissen sich der Investor schon
habe bewegen lassen. Er übernimmt die gesamte Erschließung, den Bau des
Kindergartens und einiges mehr.
Außerdem sei ein Grünanteil von 30 Prozent mehr
als bei vielen anderen Baugebieten und ein Teil der markanten, gezackten Mauern
werde auch erhalten. "Dieses Gebiet erfährt einen enormen
Aufschwung", freute sie sich.
"Die Lage wird deutlich besser", pflichtete ihr Baubürgermeister Dr.
Raban von der Malsburg bei und warnte den Gemeinderat eindringlich vor einer
"Rückverweisung auf die lange Bank". Derzeit sei die weitgehend
versiegelte und mit Altlasten belastete Fläche mit den maroden Industriebauten
für die Öffentlichkeit überhaupt nicht zugänglich, und es gebe kaum Grün.
In den Workshops würden viele Dinge vorgeschlagen und gezeigt, nur der kleinste
Teil könne später verwirklicht werden. Er rief dem Gemeinderat auch in
Erinnerung, dass der Stadt auf dem Gelände kein Quadratzentimeter gehöre.
Christian Weiss und die Fraktion der Grün-Alternativen Liste wollten eine Rückverweisung
wegen des Parks, aber auch wegen der Verkehrserschließung. Die hätte sich die
GAL mehr von hinten, parallel zu den Bahngleisen gewünscht. Karl Emer und die
gesamte SPD konnten den Planungen nur Positives abgewinnen. Die neu entstehende
Infrastruktur nütze auch den Menschen aus Alt-Rohrbach. Klaus Weirich (CDU)
malte hingegen die Gefahr einer Ghettobildung im neuen Quartier an die Wand.
Dr. Annette Trabold und Margret Hommelhoff von der FDP vertraten die Ansicht,
dass man die breite Verunsicherung der Rohrbacher und das eindeutige Bürgervotum
nicht " im Raum stehen lassen dürfe".
os. Der Stadtteilverein Rohrbach hat nach der Lektüre des OB-Briefes in Sachen Furukawa-Gelände sowie der Stellungnahmen der beiden großen Rathaus-Fraktionen (RNZ vom Dienstag) "Sorgen wie nie zuvor", dass die Forderung nach einer angemessenen Fläche für einen öffentlichen Park vom Tisch gewischt werden könnte. Im Blick auf die heutige Gemeinderatssitzung hat daher der Vorsitzende des Stadtteilvereins, Bernd Frauenfeld, gestern im Gespräch mit der RNZ noch einmal an alle Stadträtinnen und Stadträte appelliert, den Bebauungsplan zur erneuten Beratung in den Bauausschuss zu verweisen. "Es ist nicht so, dass wir nicht bereit wären, demokratische Entscheidungen zu akzeptieren", erklärt Frauenfeld, "darum aber geht es gar nicht, sondern um eine ordentliche Vorbereitung einer Entscheidung". Und daran bestünden nach dem bisherigen Verfahren erhebliche Zweifel. Fakt ist für den Stadtteilverein, dass seit 1996 stets eine öffentliche Grünfläche in der Planung für dieses Areal enthalten war. Und als sie im Dezember 2000 plötzlich verschwunden war, sei dies sehr wohl vom Bezirksbeirat kritisiert worden - mit der Folge ständig wiederholter Versprechungen, dass eine Grünfläche bei der weiteren Planung berücksichtigt werde. Keinesfalls habe der Stadtteilverein das ganze Areal an der Ecke Fabrikstraße/Heinrich-Fuchs-Straße als Parkfläche reklamiert, betont Frauenfeld. Und wenn der Erste Bürgermeister bei der jüngsten Ortsbegehung gesagt habe, dass sein Plan nichts mehr wert sei, falls diese Fläche wieder hineinkommt, "dann muss er halt einen neuen Plan machen", sagt der jetzt sichtlich verärgerte Stadtteilvereinsvorsitzende.
Bernd Frauenfeld spricht von einer "schwachen Performance der Stadt", die auf ihren Plan nun " im Hauruck-Verfahren den Deckel draufmachen" wolle, und fordert die Zurückverweisung in den zuständigen Ausschuss, weil er aus der Sicht der Rohrbacher unausgewogen ist und ein Ghetto entstehen lasse. Es gehe auch nicht an, gegen die geforderte Parkfläche jetzt einen störenden "Verkehrsknoten" ins Feld zu führen - "dann hätte man schon früher Vorsorge treffen müssen", meint Frauenfeld. Im Übrigen hält er auch nichts von der Version, der Baubürgermeister habe mit dem Bauträger Hochtief einen Kompromiss gefunden. Dies ist nach seinen Worten "ein schlichter Etikettenschwindel". Denn der Sprecher von Hochtief habe ihm, Frauenfeld, schon Wochen zuvor eine Zusage für eine kleine Grünfläche von 20 x 20 Meter gegeben, die man jedoch für völlig unangemessen hält.
Für den Stadtteilverein Rohrbach geht es darum, mit dem Bebauungsplan Rechtssicherheit zu erlangen. Und er fragt in Richtung Rathaus: "Warum jetzt diese Eile?" Von den Stadträten und Stadträtinnen erwarte man, dass sie nicht Fehler oder Unzulänglichkeiten der Verwaltung absegnen, sagt Frauenfeld, vielmehr seien sie aufgefordert, "als unsere Vertreter" eine Sache zurückzuverweisen, damit für Rohrbach noch etwas erreicht werden könne.
In diesem Sinne haben, Frauenfeld zufolge, auch alle erreichbaren Vorsitzenden der Rohrbacher Vereine an den Gemeinderat appelliert, einschließlich des Vorsitzenden des Obst- und Weinbauvereins, Hans Kaltschmitt, dessen Name in der RNZ-Anzeige vom Wochenende versehentlich entfallen war. Deutlicher könne der Stadtteil mit über 13 000 Einwohnern den Willen seiner Bürger nicht mehr machen, meint Frauenfeld. Und er fügt hinzu: "Wir sagen bitte." Notfalls aber werde man auch die Möglichkeit einer Klage prüfen. Denn gegenüber den Interessen von Bauträgern dürften die Interessen der Rohrbacher nicht so einfach geopfert werden.
Offener Brief: Bebauungspläne des Furukawa-Geländes (RNZ vom 21.Juli 2001)
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,
sehr geehrte Damen und Herren Gemeinderäte,
ich wende mich in dieser Form angesichts der bevorstehenden Beschlussfassung über die Bebauungspläne des Furukawa Geländes an Sie, mit dem dringenden Appell eine Entscheidung nicht über den Kopf und gegen die Ihnen bekannten Interessen der Rohrbacher Mitbürger zu fällen.
Seit Beginn der Planerstellung 1996 war für alle Beteiligte Konsens, dass bei der Neugestaltung des Areals Furukawa eine für jedermann zugängliche öffentliche Grünanlage an der Örtlichkeit Heinrich-Fuchs-Straße/Fabrikstraße geschaffen wird. Seit Dezember 2000 ist dieser für uns essentielle Teil des neu entstehenden Ortsteils plötzlich und für uns nicht erklärbar aus den Plänen verschwunden.
Entsprechende Nachfrage und Kritik an dieser Tatsache wurde dem hinhaltenden und völlig unverbindlichen Versprechen beantwortet, dass diese Rohrbacher Interessen bei der weiteren Planung angemessene Berücksichtigung fänden. Auf das nachdrückliche und gerade noch rechtzeitige Betreiben des Stadtteilvereins und Bezirksbeirats des Stadtteils Rohrbach fand am Montag, den 16.07.01, ein Ortstermin in Anwesenheit der städtischen Vertreter, des zukünftigen Bauherrn und uns statt.
Das uns keineswegs befriedigende Ergebnis der Begehung war erneut das Versprechen, eine interne Planüberprüfung in die Wege zu leiten und zwar mit dem ausschließlichen Inhalt, die Rohrbacher Bürgerinteressen endlich einzubeziehen und sodann am Folgetag, am Dienstag, den 17.07.01, den Unterzeichner als Vertreter Rohrbachs vom Ergebnis zu unterrichten. Dies deshalb so kurzfristig, da die Angelegenheit Beschlussthema des Bauausschusses an diesem Dienstagabend war. Auf die Einlösung dieses Versprechens warten wir heute noch ebenso wie auf die Unterrichtung der Rohrbacher Bürger über den Fortgang der Angelegenheit in den zuständigen städtischen Gremien.
Unserem Anliegen wurde bisher entgegengehalten
Diese Argumente sind nicht nachvollziehbar und deshalb für Rohrbach nicht akzeptabel.
Es sind nach unserer übereinstimmenden Auffassung gerade städtebauliche Gründe, die für eine Errichtung der Anlage an genau dieser Stelle sprechen. Nicht ohne Grund sind seit 1996 eine Vielzahl voneinander unabhängiger Planer und Gutachter aus renommierten deutschen und europäischen Büros zu diesem übereinstimmenden Ergebnis gekommen.
Für uns als Bürger ist es unerträglich und erschreckend, wenn es zutreffen sollte, dass tatsächlich gegenüber einem Privaten vertragliche Verpflichtungen eingegangen worden sind, durch die die Kommune ihre Planungshoheit quasi verkauft hat und sie dadurch gezwungen ist, die Interessen eines ganzen Stadtteils zu ignorieren. Nichts anderes bedeutet es nämlich, wenn unter Hinweis auf mögliche Regresse die berechtigten Anliegen der Bürger zur Seite gewischt werden.
Dies trifft heute Rohrbach. Wie wird zukünftig über andere Stadtteile entschieden?
Entscheiden Sie in der Gemeinderatssitzung am Donnerstag für die Vorlage der Stadtverwaltung, die die Bürgerbelange in keiner Weise berücksichtigt, so bedeutet dies den unwiederbringlichen Verlust der letzten bebaubaren Fläche ohne die Schaffung einer gesunden Verbindung des alten Ortsteils mit dem entstehenden Neubaugebiet. Im Zusammenwirken mit der nach den Plänen gewollten Erhaltung der meterhohen historischen Fabrikmauern entstünde hier bei Überbau der betroffenen Fläche ein abgeschottetes Gebiet ohne Bezug und Verbindung zu Rohrbach, das einen Ghettocharakter befürchten lässt.
Deshalb bitten wir Sie, die vorgelegte Planung an den Ausschuss zurückzuverweisen, um eine sachgerechte und die Bürgerinteressen wahrende Entscheidung vorzubereiten.
Mit freundlichen Grüßen
Bernd Frauenfeld
1. Vorsitzender
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,
sehr geehrte Damen und Herren Gemeinderäte,
wir appellieren dringend an Sie, anlässlich der kommenden Gemeinderatssitzung
vom Donnerstag, den 26.07.01 über den zur Abstimmung stehenden Bebauungsplan
des Furukawa Geländes nicht zu beschließen und diesen an den Ausschuss zurückzuverweisen,
damit die Belange des Stadtteils Rohrbach angemessene Berücksichtigung finden können.
Verantwortlich im Sinne des Presserechts: Bernd
Frauenfeld, Heidelberg
"So richtig zufrieden war gestern niemand, nach der Ortsbesichtigung des Furukawa-Geländes in Rohrbach. Plötzlich drängt die Zeit, und dem Stadtteilverein Rohrbach brennt es unter den Nägeln. Praktisch in letzter Minute konnte der Vorsitzende Bernd Frauenfeld noch einmal dem Baudezernenten Professor Dr. Raban von der Malsburg und dem Projektleiter von Hochtief, Joachim Wieland, sein Anliegen und die Vorstellungen des Bezirksbeirats vortragen. Heute, Dienstag, wird der mit Hochtief und dem Stadtplanungsamt vereinbarte Plan als Satzungsbeschluss dem Bauausschuss zur Abstimmung vorgelegt.
Wie die RNZ letzte Woche berichtete, fordert der Stadtteilverein Rohrbach an der Ecke Heinrich-Fuchs-Straße und Fabrikstraße einen öffentlichen Platz oder Park als Brückenschlag zwischen Alt- und Neu-Rohrbach. "Wir wollen hier öffentliches Grün", unterstrich der GAL-Bezirksbeirat Hans-Jürgen Fuchs. Dass auf dem Gelände der ehemaligen Fuchs'schen Waggonfabrik 30 Prozent Grünflächen – "oder besser Alleen", wie Stadtrat Klaus Weirich einwarf – entstehen sollen interessierte wenig. "Wir wollen eine Öffnung nach außen", so die Meinung des Stadtteilvereins. "Wenn jetzt nichts geschieht, ist die Chance ein für alle Mal vertan", wird befürchtet.
"Wenn wir jetzt dieses Fenster an der Einmündung
Fuchs-Straße und Fabrikstraße herausnehmen, ist der ganze Plan nichts mehr
wert", erläuterte Erster Bürgermeister von der Malsburg, der den Sinn und
Zweck einer öffentlichen Anlage an dieser Stelle in Frage stellte. Umgeben von
zwei stark befahrenen Straßen, sei die Aufenthaltsqualität an dieser Stelle
gleich Null. "Die 300 Wohnungen, die auf dem Gelände entstehen bedeuten
keine völlige Strukturänderung für Rohrbach. " Auf diese Feststellung
legte er größten Wert, wie von der Malsburg betonte.
"Wir wollen hier ja keinen Englischen Garten", setzte Frauenfeld
entgegen, "und wir lassen uns auch hier und jetzt nicht festmachen, ob ein
Platz oder ein Park entstehen soll. " Auf früheren, den Workshops
vorgelegten Plänen, sei an der Einmündung Heinrich-Fuchs-Straße und
Fabrikstraße immer eine Freifläche ausgewiesen gewesen. Noch im Dezember sei
dies der Fall gewesen, "und plötzlich war sie weg", so Fuchs. Nachdem
sich von der Malsburg noch einmal unter vier Augen mit dem Hochtiefvertreter
Wieland besprochen hatte, kehrte er mit der versöhnenden Aussage zurück:
"Es sieht positiv aus. Morgen werden wir das noch schriftlich
festlegen." Nur mit dem Rohrbacher Widerstand hatte er wohl nicht
gerechnet. Frauenfeld & Co waren alles andere als versöhnt." Mit 20
auf 20 Meter oder 400 Quadratmeter für die öffentliche Fläche lassen wir uns
nicht abspeisen."
Den Bedenken des Ersten Bürgermeisters, dass die
Pläne für den Papierkorb seien, wenn sie noch einmal geändert würden, hielt
der SPD- Bezirksbeirat Bernd Knauber entgegen, erst im Mai sei dies auch kein
Hinderungsgrund gewesen. Ganz schnell sei ein geplantes Wohngebiet in ein
Gewerbegebiet umgewandelt worden. Dabei ist allen klar, dass jetzt Hochtief,
nach immensen Investitionen endlich" loslegen" will.
"Wir sind der Vorgabeträger", erklärte Joachim Wieland von Hochtief,
was bedeutet, dass der Bauträger die Straßen erschließt und praktisch den
Rahmen schafft, dass auf dem Gelände überhaupt gebaut werden kann. Eine Teilfläche
wurde an die Stadt zurück veräußert, während der größte Teil an Dritte
weiterverkauft wird. Hochtief selbst wird nur auf 10 000 Quadratmeter - also
zehn Hektar - aktiv.
Neben den 300 Wohnungen ist außerdem ein Gewerbegebiet geplant, das zusätzlich
Arbeitsplätze bringen soll. Ein Areal an der Heinrich-Fuchs-Straße nahe der Bürgerbrücke
soll bereits an die Supermarktkette Lidl verkauft worden sein, wusste
CDU-Stadtrat Weirich. Ein sich anbahnendes Verkehrschaos sieht er schon jetzt
auf Rohrbach zukommen: Von Anfang habe er in den Workshops moniert , das
Furukawa-Gelände nicht wieder bis zur Fabrikstraße zu bebauen, und
vorgeschlagen, die Straße zu verbreitern. "Aber die OB hält ja an ihrer
Illusion, die Fassaden der alten Fabrikhallen stehen zu lassen, fest. Wenn dann
noch eine Buslinie reinkommt und womöglich noch ein Radweg – dann haben wir
den Kollaps."
RNZ vom 17.7.2001
Park
am Furukawa-Gelände
"Kein Keil zwischen das neue und alte Rohrbach"
Der Stadtteilverein fordert bei der Furukawa-Bebauung einen Park als Brückenschlag
zwischen den Stadtteilen. Von Peter Wiest
"Uns geht es darum, dass der neue Stadtteil, der in Rohrbachs Westen entstehen wird, nicht abgeschottet wird, sondern die Chance erhält, mit dem alten Rohrbach zu einer Einheit zusammenzuwachsen." Der Stadtteilverein Rohrbach und eine breite Mehrheit des Rohrbacher Bezirksbeirats blicken derzeit mit Sorge auf die künftige Bebauung des Furukawa-Geländes. Denn sollte diese so erfolgen, wie es die derzeitigen Pläne vorsehen, dann wird das Areal baulich vollkommen abgegrenzt von seiner Umgebung, ist sich der Stadtteilvereins-Vorsitzende Bernd Frauenfeld sicher.
Dabei gäbe es hier das, was Frauenfeld als "eine einmalige städtebauliche Chance" bezeichnet: Durch eine entsprechende bauliche Maßnahme könnte im Südosten des Gebiets, an der Einmündung der Fabrikstraße in die Heinrich-Fuchs-Straße, ein Areal als Grünfläche erhalten und zu einem Park umgestaltet werden, der "das neue Zentrum von Rohrbach-West/Hasenleiser werden könnte und zudem ein Platz für Veranstaltungen, der vom gesamten Stadtteil angenommen würde und ein Brückenschlag wäre vom alten zum neuen Rohrbach."
Dass der Stadtteilverein die Neugestaltung des Geländes der ehemaligen Fuchs'schen Waggonfabrik in der Sache begrüßt, hat Bernd Frauenfeld in einem Schreiben an die Hochtief Projektentwicklung, die federführend ist für die Furukawa-Bebauung, mittlerweile klargemacht. Hier sollen Reihenhäuser und Mehrfamilienhäuser entstehen, aber auch eine Bebauung für Gewerbe und Handel ist vorgesehen." Der Stadtteil Rohrbach kann durch die geplante Neubebauung mit Wohnungen und Kleingewerbe deutlich an Lebensqualität gewinnen", heißt es in dem Brief. Und weiter: "Positiv hervorzuheben ist, dass sich die Planung an den historischen Gebäudestrukturen der Fabrikanlage orientiert und die umgebende Bebauung aufgreift."
Das allerdings genügt nach Frauenfelds Vorstellungen nicht. Gemeinsam mit dem GAL-Bezirksbeirat Hans-Jürgen Fuchs weist er darauf hin, dass bereits 1996 in ersten Workshops davon gesprochen wurde, an der Ecke Heinrich-Fuchs-Straße/Fabrikstraße im Südosten des Geländes einen Park oder eine "Begegnungsstätte" zu schaffen. Damals seien sich fast alle Workshop-Teilnehmer einig gewesen, dass dieser Platz als Grünfläche erhalten werden sollte. Und dies sei auch bei allen weiteren Planungen der Fall gewesen: "Bis wir im vergangenen Dezember bei einer öffentlichen Sitzung des Bezirksbeirats erstmals feststellen mussten, dass diese Grünfläche plötzlich aus den Planungen verschwunden war."
Dabei wäre eine Einbindung des neuen Baugebiets in die alten Strukturen des Stadtteils durch die Erhaltung dieser Freifläche am besten gewährleistet, sind Frauenfeld und Fuchs überzeugt: "Dies würde sicher die Attraktivität dieser Wohnlage steigern und damit auch den Interessen des Bauträgers entgegenkommen." Alle anderen geplanten Grünflächen innerhalb der Bebauung dienten zwar ebenfalls der Belebung des neuen Baugebiets; eine Beziehung zum alten Ortsteil fehle jedoch.
Der Stadtteilverein appelliert deshalb jetzt an die Verantwortlichen der Stadt und des Bauträgers beziehungsweise der geschäftsfuhrenden Projektentwicklung, die Planungen für die Bebauung des Furukawa-Geländes zu überdenken und "die Freifläche als attraktives neues Unterzentrum im Stadtteil zu verwirklichen". Dass die Einrichtung eines Parks eventuell wirtschaftlichen Interessen des Bauträgers entgegenlaufen würde, darüber sind sich dabei Bernd Frauenfeld und Hans-Jürgen Fuchs im Klaren. "Andererseits sollte man bedenken", sagen sie jedoch, "dass hier etwas immens Großes entsteht, mit dem wir alle und auch noch unsere Kinder leben werden und da muss man sich doch rechtzeitig Gedanken darüber machen, was sinnvoll und gut für unseren gesamten Stadtteil ist." Deshalb sei es auch höchste Zeit, sich endlich vehement zu Wort zu melden, sagt Bernd Frauenfeld: "Die Politik bedient doch diejenigen am besten, die am lautesten schreien. Und wir in Rohrbach sind schon viel zu lange viel zu leise gewesen."
An der Kreuzung
Fabrikstrasse/Heinrich-Fuchs-Strasse: So könnte der Park einmal aussehen. Fotomontage: www.DerPunker.de |
Am kommenden Montag wird es eine Begehung des Furukawa-Areals geben, bei der die Vertreter des Stadtteilvereins ihre Anliegen noch einmal gegenüber der Stadt und der Hochtief Projektentwicklung direkt vor Ort deutlich machen wollen. Dabei sein werden unter anderem l. Bürgermeister Raban von der Malsburg und ein Vertreter von Hochtief."
RNZ vom 13.7.2001, Peter Wiest
www.derpunker.de
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Update: 13.05.04
Aktuelle Infos - auch zur Bebauung des ehemaligen Furukawa-Geländes.